An einem grauen Novembertag hielt Sarah ihr Sternenkind im Arm. Ihre Hebamme Nadja war da, als Worte fehlten. Eine berührende Geschichte über Verlust, Trauer und die Kraft der Begleitung.
Der Novemberregen klopfte leise ans Fenster, als Sarah die Stille spürte. Keine Bewegung mehr in ihrem Bauch. Das CTG bestätigte, was ihr Herz bereits wusste: Ihr kleiner Stern war gegangen.
"Wir nennen sie Sternenkinder", sagte Hebamme Nadja sanft und hielt Sarahs Hand. "Weil sie nur kurz bei uns sind und dann zu den Sternen zurückkehren."
Was viele nicht wissen: Auch Sternenkinder werden geboren. Sarah musste durch die Wehen gehen, obwohl am Ende kein Babygeschrei auf sie wartete. Es fühlte sich unwirklich an - ihr Körper tat, was er tun sollte, aber die Freude war durch Trauer ersetzt.
"Möchtest Du Dein Baby sehen?", fragte Nadja behutsam. Sarah nickte. Sie hatte Angst, aber noch mehr Angst, es zu bereuen, wenn sie Nein sagte.
Ihre Tochter war winzig, perfekt und still. Sarah hielt sie, streichelte die kleinen Finger, prägte sich jedes Detail ein. Tom weinte leise neben ihr. Nadja hatte Fußabdrücke gemacht, ein Foto, kleine Erinnerungen für später.
"Ihr dürft Euch so viel Zeit nehmen, wie Ihr braucht", sagte sie und schuf einen Raum, in dem Trauer sein durfte.
Zu Hause war die Stille ohrenbetäubend. Das vorbereitete Kinderzimmer schrie nach dem Baby, das nicht kam. Sarah fühlte sich zerrissen - ihr Körper produzierte Milch für ein Kind, das sie nicht stillen konnte.
"Das ist so unfair", schluchzte sie in Nadjas Armen bei der Nachsorge. "Ja", sagte Nadja einfach. "Das ist es."
Keine Floskeln, kein "Alles geschieht aus einem Grund". Nur Da-Sein.
Jeder trauert anders. Sarah fand Trost in kleinen Ritualen:
Der Erinnerungsbaum: Im Garten pflanzten sie einen Apfelbaum für ihre Tochter. Er würde wachsen, blühen, Früchte tragen - Leben in anderer Form.
Das Sternenkind-Buch: Sarah schrieb Briefe an ihr Baby. Über ihre Liebe, ihre Träume, ihre Trauer.
Die Kerze: Jeden Abend zündete sie eine Kerze an. Ein kleines Licht in der Dunkelheit.
"Es gibt mehr von uns, als Du denkst", sagte eine Frau in der Selbsthilfegruppe. Sarah schaute sich um - so viele Frauen, die ihr Sternenkind im Herzen trugen. Sie fühlte sich weniger allein.
Langsam lernte Sarah, dass Trauer und Hoffnung nebeneinander existieren können. Dass sie Mama eines Sternenkindes war - und das für immer bleiben würde.
Am ersten Todestag ihrer Tochter lässt Sarah einen Ballon steigen. "Für Dich, kleine Sternenprinzessin", flüstert sie. Der Ballon steigt höher und höher, bis er zwischen den Wolken verschwindet.
Sie ist wieder schwanger. Die Angst ist ihr ständiger Begleiter, aber auch die Hoffnung. Nadja begleitet sie wieder, mit extra viel Fürsorge und Verständnis für ihre Ängste.
"Dein Sternenkind wird immer Teil Deiner Geschichte sein", hatte Nadja gesagt. "Und das ist okay."
Wenn Du ein Sternenkind verloren hast: Deine Trauer ist berechtigt, egal wie früh oder spät es war. Such Dir Unterstützung - bei Deiner Hebamme, in Selbsthilfegruppen oder bei spezialisierten Beratungsstellen. Du musst da nicht alleine durch.
Hilfreiche Anlaufstellen:
Dein Sternenkind wird immer geliebt und unvergessen sein.
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