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Es war einmal ... die drei Wichtel

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Katrin Bamberg - Spinnradmärchen

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Es war einmal ... die drei Wichtel

 

Einst lebte hier im Schwarzwald auf einem Bauernhof eine Familie. Mutter Vater und zwei Töchter. Sie waren nicht arm und nicht reich, aber sie besaßen dreierlei: 

Ein Roggenfeld, von dem sie jedes Jahr gute Ernte einholten.

Einen Flachsacker, da wuchs herrlichster Lein.

Einen Bauerngarten, da wuchsen Gemüse, Kräuter und Blumen – gar mancher Wanderer blieb stehen und staunte.

Das kam von den drei winzigen Wichtelmännlein, die Acker, Haus und Garten behüteten. Jeden Morgen nach Sonnenaufgang machte sich die Bäuerin die Mühe und brachte den kleinen Leuten eine Schale frische Milch hinaus und ein Brötchen mit frischer Butter und guter Marmelade bestrichen. Zur Winterszeit lud sie die drei in die Scheune ein, richtete ein Plätzchen aus Heu und Stroh. Da hatten sie es gemütlich und keiner störte sie. 

Als die Bäuerin alt wurde und zum Sterben kam, rief sie ihre beiden Töchter zu sich und erzählte von ihrem Geheimnis. Sie trug ihnen auf, jeden Tag umsichtig für die Wichtel zu sorgen und sie verbot ihnen, darüber zu reden.

Nun waren die Töchter von sehr verschiedener Art. Die Ältere war schön von Gestalt, doch bös im Herzen. Die Jüngere fiel neben der schönen Schwester kaum auf, doch war sie fleißig und geschickt. Die Arbeit ging ihr gut von der Hand, jedermann im Dorfe mochte sie gut leiden. Sie nun tat getreulich nach der Weisung der Mutter, richtete vor Sonnenaufgang den Wichteln das ihrige auf nette Art zusammen, strich das Brötchen, sparte nicht mit Marmelade, holte die kleinen Tellerchen pünktlich wieder heim und wusch sie sauber. Das gefiel den Wichteln und sie taten ihrerseits ihr Werk, so dass kein Mehltau die Pflanzen verdarb, kein Mutterkorn die Ähren schwärzte und keine Schnecke die jungen Salatpflanzen fraß. Sie zeigten sich gar oft der jüngeren Schwester, wenn sie im Garten oder auf dem Feld arbeitete, doch ging es dabei still und heimlich zu, denn niemand durfte davon wissen.

Kam nun die Reihe an die ältere Schwester, so mussten die drei Kerlchen oft bis zum Mittag warten, bis sie etwas bekamen. Da war unterdessen die Milch längst sauer, die Brote ausgetrocknet und das naschhafte Mädchen hatte die Marmelade am Rande selbst weggeschleckt. Sie wusch die Tellerchen nicht ein einziges Mal, da hatten die drei keine Lust sich ihr zu zeigen. Sie glaube nicht, dass es Wichtel gab. Lieber stand sie bei der Feldarbeit den Burschen im Weg herum und neckte sie. In den Blumengarten ging sie nur, um schöne Blumen zu pflücken, damit sie sich damit schmücken konnte.

Als im Winter die Wichtel beisammen saßen und sich berieten, was sie den beiden Mädchen wünschen könnten, hörte man sie flüstern:

„Zuerst für die Jüngere: Ich wünsche, dass sie jeden Tag schöner wird.“

„Ich wünsche, dass sie so geschickt spinnen kann, dass der Flachs unter ihren Fingern zu Gold wird.“

„Und ich wünsche ihr, dass sie gesund und glücklich ist und einen lieben Mann an ihrer Seite haben soll. Aber was wollen wir der anderen bescheren, die so faul und böse ist?“

„Und nun für die Ältere: Sie soll jeden Tag hässlicher werden und eines Tages wie eine Vogelscheuche aussehen.“

„Nichts soll ihr gelingen, was auch immer sie anfängt.“

„Jeder soll erkennen, dass sie unnütz ist, wie eine hohle Nuss.“

Nicht lange, da sahen die Dorfleute wohl die Veränderungen und sie sprachen: „Wer die Jüngere zur Frau bekommt, der wird wohl glücklich sein.“ Die Ältere wurde aber spitznäsig und trug ihre Nase höher und höher. Spitzer als ihre Nase aber war ihre Zunge. Ihr böses Mundwerk sprach nie ein gutes Wort. So kam es, dass niemand sie leiden mochte.

Eines Tages ging nun ein Königssohn auf Brautschau und kam zu dem Hofe hin. Eilig hatte sich die Ältere zurecht gemacht, sich Mund und Wangen rot gefärbt, die Haare geflochten, ihre besten Kleider angetan. Die Jüngere aber blieb, wie sie war. Der Königssohn besah sich die beiden Schwestern und wusste nicht sogleich, welche die schönere war. Darum sprach er: „Ich will mich kurz bedenken und komme in einer Stunde wieder. Welches Mädchen dann den schöneren Kranz im Haar hat, das nehme ich zu Frau.“ Da gingen die beiden in den Garten und die Faule sah, wie der anderen das Binden ganz leicht von der Hand ging. Unter ihren Fingern aber sträubten sich die Blüten und Blätter. Kaum sah sie den Königssohn, da riss sie der Schwester den Kranz aus der Hand und band ihn in ihr Haar. Den ruppigen und struppigen Kranz warf sie der Jüngeren vor die Füße und drohte: „Wenn du es verrätst, bringe ich dich um!“

Da traten der Jüngeren die Tränen in die Augen, doch hörte sie eine feine Stimme aus dem Busch: 

„Mach deine Sorge klein und gräm dich nicht!

Es kommt, wie es muss! Sei nur, wie du bist!“

Plötzlich hing vor ihren Augen ein Kränzlein an den Zweigen des Busches und war so fein und zart, dass es Menschenhände nimmer zustande bringen können. Aber wenn du nachdenkst, weißt du schon, wer da seine Hand im Spiel hatte … Der Kranz aber, den sich die Faule gestohlen hatte, wandelte sich in Disteln und Brennnesseln. Hochnäsig stolzierte sie vor dem Königssohn auf und ab, doch der wusste sich vor Lachen kaum zu halten. Am Gartenzaun stand die Jüngere und er wusste sofort, welche der beiden er zur Frau haben wollte.

Nun kam er ins Königsschloss zurück und erklärte seinen Eltern, dass er eine Bauerntochter heiraten werde. „Das werde ich niemals dulden“, schrie die alte Königin. „Wenn du schon eine Bauerntochter heiraten willst, dann nur eine, die aus Flachs Gold machen kann. Denn als Königspaar braucht ihr eine volle Schatzkammer. Ein Königreich in Armut kann nicht bestehen!“ 

So wurde sämtliche Bauerntöchter des Landes eingeladen und mussten Flachs spinnen. Da kamen die Mädchen alle mit ihren Spinnrädchen: kleine und große, schöne und hässliche, reiche und arme. Auch die beiden Schwestern waren dabei. Alle wurden in einen großen Saal geführt und mussten ihre Kunst zeigen. Das war ein Surren, die Rädchen drehten sich! Doch das Spinnrad der jüngeren Schwester lief so leise und fein, dass man es nicht hören konnte und es drehte sich so schnell, dass man die Speichen nicht sah. Als die Königin den Spinnsaal betrat um das Ergebnis zu betrachten, sah sie wohl gut gesponnenes Garn. Doch nur an einem Platz sah sie Spulen, die golden schimmerten. An welchem Platz die lagen, das wissen nur du und ich, denn was ein Wichtelmännchen wünscht, geht in Erfüllung.

Die Königin rief ihrem Sohn zu: „Diese hier wird deine Braut und keine andere.“ Da lachte der Königssohn und sprach: „Mutter, da gehorche ich sehr gern. Denn schau: das ist die Frau, die ich mir auserwählt habe.“

Der König trat herbei und das alte Königspaar gab dem Brautpaar seinen Segen. 

Die Ältere zeigte empört ihren gesponnenen Faden, doch der war dahingeschludert, mal dick, mal dünn. Die Königin lachte sie nur aus dafür. Da keifte die Faule und sparte nicht mit bösen Worten: „Ihr seid bestimmt selbst faul und ungeschickt. Vielleicht könnt ihr nicht mal spinnen! Aber von uns verlangt ihr das!“ Wie sie so schrie, zeterte und die Königin beleidigte, wurden die Wachen geholt und diese jagten die Faule mit Spott und Hohn davon. 

So wurde nun die Hochzeit gefeiert. Das junge Königspaar regierte das Land fortan in Glück und Freuden.

 

Nach einem Märchen von Hagdis Hollriede, 

Erzählfassung: Katrin Bamberg

 

Herzliche Grüße

Katrin Bamberg

 

Öffentliche Erzähltermine:

Freita, 11.10.2024 19 Uhr, Kirche Sand - Wunschpunsch

Sonntag, 13.10.2024 15 Uhr, Möbel-Schau OG - Märchenralley

Freitag, 15.11.2024 19 Uhr, Kirche Sand - Wunschpunsch