Tuesday, der 09 September 2025
 
 

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Es war einmal... der Schafhirte, der zum König wurde

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Katrin Bamberg - Spinnradmärchen

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Es war einmal... der Schafhirte, der zum König wurde

 

Einem jungen Schafhirten waren Mutter und Vater gestorben. So sagte er sich, sei es wohl besser, in die Welt hinauszuziehen um sein Glück zu versuchen. Er wanderte los über Berge und durch Täler und als es Abend wurde, suchte er sich einen Schlafplatz. Im Wald zwischen bemoosten Felsen fand er einen Höhleneingang. Er war so müde vom vielen Laufen, dass er gar nicht darauf achtete, dass vor dem Eingang drei paar winzige Schuhe standen. Er kroch unter den Felsüberhang, scharrte Laub und Moos zu einem Bett zusammen und kaum hatte er sich hingelegt, schlief er tief und fest ein. 

In der Höhle aber lebte ein kleiner Zwerg mit Frau und Kind. Als sie den schlafenden Burschen sahen, erschraken sie zunächst. Dann aber schimpfte der Zwerg. „Was fällt dir ein, dich hier in unsere Höhle hereinzuschleichen.“ Murrend kletterte er auf den schlafenden Burschen, stellte sich auf seine Brust und als der erwachte, schaute er direkt in das zerfurchte, zornige Gesicht des Zwerges: „Hey du! Wer hat dir erlaubt hereinzukommen? Auch noch mit Schuhen.“ – „Oh, niemand hat es mir erlaubt. Es tut mir leid. Bitte, kann ich für eine Nacht hierbleiben? Ich habe mir hier so ein Lager gemacht. Ihr könnt euch ja mit dazulegen, wenn ihr wollt.“ Der Bursche rückte zur Seite und die Zwergenfamilie machte es sich auf dem Moosbett bequem. Dann, als die Zwerge dachten, der Bursche sei wieder eingeschlafen, flüsterte die Zwergenfrau zu ihrem Mann: „Das hat der Bursche gut gebaut, richtig gemütlich. Du hättest nicht mit ihm schimpfen müssen. Schau, nun haben wir ein herrliches Zwergenbett. Hier können wir gut mit unserem Kind schlafen. Eigentlich hättest du den Burschen belohnen müssen. Das schöne Tischtuch hättest du ihm geben können … wenn man das ausbreitet, stehen die schönsten Speisen bereit. Oder vielleicht das Kästchen … man klappt es auf, schon ist ein Goldstück darin. Oder die kleine Trommel, auf die man draufpusten muss, dann wird sie groß und fängt man an zu spielen, tanzen alle um einen herum.“ Über diesem Zwergengeflüster schlief der Bursche tief und fest ein. Als er am nächsten Tag wach wurde, waren die Zwerge verschwunden und er fand am Höhlenausgang drei Dinge. Ein Tischtuch, ein Kästchen und eine Trommel. Da wusste der Bursche, dass es ein Geschenk für ihn war, denn er hatte ja alles gehört. Da holte er von draußen noch mehr weiches Moos und Laub und machte das Bett noch ein bisschen weicher und bequemer, steckte die drei Geschenke ein und setzte seinen Weg fort. Er überquerte das ganze Gebirge und gelangte auf der anderen Seite eine Königsstadt. Dort spazierte er hinein und der Torwächter fragte, ob er auch zum Turnier kommen wolle. Da sagte er zu und erfuhr dann in der Stadt, dass der König zum Turnier aufgerufen hatte. Der Sieger würde die schöne Königstochter zur Frau bekommen und das halbe Königreich dazu. 

„Na, dann probiere ich doch mal das Kästchen aus. Auf, zu, auf, zu … Münze für Münze kam aus dem Kästchen. Mit dem Geld ging der Bursche zu Barbier, lies sich die Haare schneiden und rasieren. Kaufte dann schöne Kleider, eine Rüstung und ein kluges und tüchtiges Pferd. So nahm er am Turnier teil. Er konnte nicht reiten, er hatte bis dahin höchstens mal auf einem Schafbock gesessen und sich an den Hörnern festgehalten. Aber das ist nicht dasselbe. Das Pferd war so klug. Er musste nur oben bleiben und ab und an mit der Lanze stoßen. So gewann er das Turnier und stellte sich beim König vor. „Ich bin der Königssohn von jenseits der Berge.“ Er wollte ja nicht zugeben, dass er ein einfacher Hirte war. Der König nickte und der Königstochter war es sehr recht, denn ihr gefiel der Bursche. Er lächelte so schön, seine Stimme war tief und freundlich zugleich, sie mochte diese Art, wie er mit den Schultern zuckte, wie er jedem (auch dem König) geradewegs in die Augen schaute und die beiden freundeten sich an. Der Bursche bekam ein schönes Schlafgemach mit einem Himmelbett. Allerdings schlief er viel lieber unten im Stall bei seinem Pferd. Er kam mit den Stallburschen und Dienern gut zurecht, war freundlich und alle mochten ihn. Allerdings fing man bald an zu munkeln über seine seltsamen Gewohnheiten. Er war ja nicht an einem Hof erzogen worden. Er wusste nicht mit Messer und Gabel zu essen. Er wischte sich die fettigen Finger manchmal an der Hose ab. Wenn er gut gelaunt war, griff er seine Schwiegermutter, die Königin, bei den Hüften und schwenkte sie herum, dass sie quiekte. Oder er schlug laut lachend dem König auf die Schulter, wenn er einen Witz gemacht hatte. Darüber gab es Gerede und das kam dem König zu Ohren. Er schickte einen Boten ins Nachbarland. Der sollte sich dort nach dem Königssohn erkundigen und nachfragen, warum der so schlecht erzogen sei.

Die Reise war weit, aber als der Bote nach ein paar Wochen zurückkehrte, erzählte er, dass der einzige Sohn des Königs seit Geburt krank im Bett läge. Und dieser hier musste also ein Betrüger sein.

Als der König das hörte, zögerte er nicht, sondern ließ den Burschen in den Kerker werfen. Dunkel und feucht war es dort unten und 19 andere Gefangene lagen dort in Ketten. Sie lachten: „Schaut euch den an! Ein falscher Königssohn! Wollte einfach die Prinzessin heiraten. Das würden wir alle gern!“ Der Bursche setzte sich in das Stroh, das am Boden lag. Um die Mittagszeit hörte man die Wächter kommen mit zwei Eimern voll Suppe. Die stellten sie in den Kerker. Alle sprangen auf, mit ihrem Blechnapf in der Hand, um sich von der Suppe zu schöpfen. Doch schneller war der Bursche. Er sprang auf, gab den Eimern einen Tritt. Sie fielen um und die Suppe floss über den Boden. „Sag mal“, riefen die Gefangenen „was machst du denn da? Was sollen wir denn jetzt essen. Na, warte!“ Und schon wollten sie ihn verprügeln. Doch da zog der Bursche geschwind sein Mundtuch aus der Tasche, breitete es aus und sagte: „Für 20 bitte!“ Vor ihnen breitete sich das feinste Essen aus. So was hatten die Ganoven lange schon nicht mehr gesehen. Gespickter Rehrücken, gebratene Hühner, Spätzle, Torte … es gab alles, und Bier und Limonade. Sie aßen und tranken, lachten und wurden gute Freunde miteinander. Als alle satt waren, musste er nur an dem Tuch zupfen, da waren alle schmutzigen Teller und Schüsseln verschwunden. So ging es alle Tage. Das hätte ewig so weitergehen können, aber ein Wächter meldete das dem König. Der verlangte auf der Stelle das Mundtuch und der Bursche sagte: „Sehr gern. Aber dafür fordere ich eine Nacht bei der Prinzessin, meiner mir versprochenen Frau.“ – „Einverstanden, aber die Bedingungen für diese Nacht sind: Die Türen und Fenster bleiben offen. Die Kammerdiener und Wächter bleiben im Zimmer. Das Licht bleibt an. Du darfst sie nicht berühren und nicht mit ihr sprechen. Du liegst auf der einen Seite und sie auf der anderen.“ Mit einer Verbeugung reichte er dem König das Mundtuch und stieg mit hinauf ins Schlafgemach. 

Die Nacht war so schnell vorüber, er hatte auf der einen Seite gelegen und die Prinzessin auf der anderen. Voller Sehnsucht hatten sie sich angeschaut und am Morgen wurde er wieder in den Kerker gebracht.

Als die Wächter mit der Suppe kamen, stieß der Bursche die Eimer um. „Hey, was soll das? Was sollen wir nun essen? Du hast das Mundtuch weggegeben für eine lumpige Nacht und kippst hier die Suppe um?“ – „Seid nicht so ungeduldig.“, sprach der Bursche, holte das Kästchen und klappte es auf und zu, auf und zu … das sprangen die Goldstückchen heraus. Dann reichte er dem Wächter die Goldstücke und schickte ihn zum Gasthof. Dort sollte er Essen holen. Und so waren alle zufrieden. Doch der Wächter berichtete dem König: „Die Gefangenen haben neuerdings so viel Geld, dass sie Essen aus dem Gasthaus liefern lassen können.“ 

Der König verlangte das Kästchen und der Bursche forderte eine zweite Nacht mit seiner Braut. „Gut, gut! Aber die Bedingungen sind die gleichen wie beim letzten Mal.“ Auch diesmal durfte er nicht mit ihr sprechen und sie nicht berühren und die Wächter waren da …

Als er am nächsten Morgen in den Kerker zurückgesperrt wurde, schauten ihn die Gefangenen nicht mal an.

Dann kamen zur Mittagszeit die Wächter mit der Suppe. Ihr könnt es euch schon denken, wer aufsprang und die Eimer umkippte. Der Bursche! Die Gefangenen kamen mit geballten Fäusten auf ihn zu und wollten ihn verprügeln. Der Bursche aber holte aus seiner Hosentasche die Wundertrommel und begann zu spielen. Die Gefangenen lauschten, dann begannen sie zu tanzen. Allein oder zu zweit. Manche schmiegten ihre Kugel zärtlich an ihre Brust.

Bis hinauf in den Saal hörte man die feine Musik. Dort hatte der König viele Gäste eingeladen. Die saßen und schmausten. Plötzlich erhoben sich die feinen Leute und begannen zu tanzen. Der König selbst drehte sich in der Luft. Es tanzten die Teller und Schüsseln und Pfannen, sogar die gebratenen Hühner tanzten in der Luft. Erst als der Bursche aufhörte zu spielen, kam alles zur Ruhe. Die Teller fanden zurück an den Platz, die gebratenen Hühner begaben sich zurück in die große Pfanne, die Rotweinflaschen stellten sich zurück. „Oh, holt mir diesen Burschen aus dem Kerker!“, rief der König und verlangte die Trommel. „Ja, ja. Und ich verlange eine Nacht mit der Prinzessin. Aber diesmal lege ich die Bedingungen fest. Diesmal will ich mit ihr sprechen dürfen.“ – „Also gut. Das ist das einzige. Einverstanden.“

Der König flüsterte der Prinzessin ins Ohr: „Höre mein Kind. Einmal noch musst du mit dem Burschen eine Nacht verbringen. Nur eine! Doch diesmal wird er mit dir sprechen dürfen.“ – „Oh ja!“ – „Aber versprich mir, dass du zu allem, um was er dich bittet oder fragt, NEIN sagen wirst. Hörst du! Du musst immer NEIN sagen.“ – „Das werde ich so machen, Vater!“

Der Bursche hatte alles gehört und am Abend wurde er ins Schafgemach geführt. Die Wachen und Diener waren da, die Kerzen brannten. Die Prinzessin lag auf der einen Seite und er musste sich an die andere Seite legen. 

„Liebe Prinzessin, gefällt es dir eigentlich, dass immer, wenn ich bei dir bin, die Wachen und Diener hier sind?“ – „Nein.“, sagte sie brav. 

„Habt ihr gehört, ihr Wachen und Diener? Das war ein königlicher Befehl. Geht und macht Feierabend. Schließt die Fenster und macht auch die Türen hinter euch zu!“

„Meine schöne Prinzessin, deine Augen strahlen so schön. Aber gefällt es dir, dass hier alles so hell erleuchtet ist?“ – Nein.“, sagte sie. Da stand er auf und pustete alle Kerzen aus, bis auf eine.

„Meine liebe Prinzessin, gefällt es dir, dass wir immer so weit voneinander entfernt liegen müssen?“ – „Nein.“, sagte sie und rutschte in die Mitte. Dort trafen sie sich.

Am anderen Morgen schaute der König zur Tür herein und fand die beiden eng umschlungen, tief schlafend in der Mitte des Bettes. Leise schlich er hinaus und hängte ein Schild an die Tür. Auf dem stand: 

Bitte nicht stören! 

Frisch verheiratet.

So wurde am Ende aus dem Schafhirten ein König. Er und seine Frau regierten das Land in Liebe und Freude bin ans Ende ihrer Tage.

Herzliche Grüße

Katrin Bamberg

 

Öffentliche Erzähltermine:

Sonntag, 07.09.2025 13+15 Uhr, Burgfest - Hohengeroldseck

Sonntag, 14.09.2025 15 Uhr, Theater der 2 Ufer - Zauberwäldchen

Freitag, 19.09.2025 19 Uhr, Kirche Sand - Wunschpunsch

Sonntag, 28.09.2025 13-16 Uhr, Möbelschau Norsingen - Schatzsuche im Möbelhaus

Freitag, 10.10.2025 19 Uhr, Kirche Sand - Wunschpunsch

Sonntag, 12.10.2025 13-16 Uhr, Möbelschau OG - Schatzsuche im Möbelhaus

Mittwoch, 15.10.2025 18.30 Uhr, Mediathek Rheinau - Gute-Nacht-Geschichten