Mit unserem heutigen Interviewpartner betreten wir ein “vermintes” und polarisierendes Feld. Was über Jahrzehnte verboten, strafbar und verpönt war, wird neuerdings öffentlich diskutiert. Politisch werden aktuell Wege geebnet, Cannabis zu legalisieren. Warum der Sinneswandel und was steckt wirklich dahinter? Die “Kiffer” freuen sich – nur wer glaubt es geht hier ums “kiffen, chillen oder abhängen” hat weit gefehlt. Gesundheitsmanagement ist die Gesamtüberschrift und alle, die mit bisheriger Medizin ins Stocken geraten, sollten dies heute unbedingt lesen.
Stefan Kruse ist tatsächlich der erste offiziell zertifizierte Sachverständige für Cannabis als Medizin im Ortenaukreis und er ist, das sei vorweggenommen, “Hans Dampf” im positivsten Sinne. Er nennt sich, mit einem Zwinkern in den Augen: “Hanffluencer”. Extrem sachkundig, bestens ausgebildet, breit informiert und mit unzähligen Erfolgsgeschichten beladen, treffen wir ihn zum Gespräch am Telefon.
Stefan Kruse aus Herbolzheim, ist es gewohnt, dass ihm ein Haufen Vorbehalte und Mythen entgegen prallen und er hat dafür viel Verständnis. Mit Ruhe, Sachverstand, Zahlen, Daten und Fakten antwortet er gelassen und kompetent auf unsere auch kritischen Fragen. Doch zunächst ein paar Grundlagen:
Die altbewährte Heilpflanze Cannabis
Wir sprechen also über Hanf, lateinisch Cannabis. Einer der ältesten bekannten Nutz- und Heilpflanzen in der Menschheitsgeschichte. Die altbewährte Heilpflanze Cannabis ist wahrscheinlich sogar die global bekannteste Heilpflanze überhaupt. Ihre vielfältige Anwendung zu medizinischen Zwecken hat eine ungefähr 5000 Jahre alte Tradition in China. Auch in Indien, der arabischen Welt und Europa reicht die pharmazeutische Nutzung bis in die Antike zurück. Bereits in alten Schriften ist Cannabis sowohl als Heilpflanze gegen Entzündungen, Infektionskrankheiten, Stoffwechselstörungen, Essstörungen als auch zur Linderung von Schmerzen und zur Entspannung des Körpers erwähnt worden. Es ist bemerkenswert, dass die medizinischen Vorteile von Cannabis zwischenzeitlich auch in der modernen Medizin anerkannt werden. Die Wissenschaft hat bewiesen, dass Cannabis eine Vielzahl von medizinischen Anwendungen hat und bei einer Vielzahl von Krankheiten und Beschwerden helfen kann. Die Verwendung von Cannabis als Medizin ist jedoch kontrovers und wird von einigen kritisiert. Trotzdem ist es wichtig, die potenziellen Vorteile und Risiken von Cannabis als Medizin weiter zu erforschen, um in Gesundheitsfragen eine fundierte Entscheidung zu treffen.
Genau an dieser Stelle der Aufklärung und wissenschaftlichen Betrachtung beginnt die Arbeit von Stefan Kruse heute. Wir fragen ihn wie man zum zertifizierten Sachverständigen in diesem Themenfeld wird und er holt ein wenig aus.
Kruse selbst war 20 Jahre lang einfach nur Konsument. Er kam früh zum “kiffen” und das Anfangs recht unbewusst. Für ihn war es zur Entspannung nach getaner Arbeit, wie andere vielleicht ein Gläschen Rotwein trinken. Er lebte damals in der Nähe von Bremen, machte dort eine Ausbildung zum Fahrzeuglackierer, später den Meister in dem Beruf und weitere Studien und Fortbildungen machten ihn zum Farb- und Lacktechniker, Schwerpunkt Industrielle Beschichtungstechnik. Hinzu kamen der Qualitätsmanager (ISO9001), Personal Trainer, Ernährungsberater und NLP Business Practitioner. Der technische Berufsweg führte ihn 2016 in den Ortenaukreis.
Parallel und nebenbei stellte er zunächst bei sich selbst, ganz empirisch fest, dass Cannabis ihn gesundheitlich unterstützte. Es half beim Abnehmen, eine beginnende Arthrose wurde im Keim mit natürlichen Cannabinoiden beseitigt. Im persönlichen Umfeld waren seine Empfehlungen ausgesprochen erfolgreich. Die Pflanze in richtiger Verwendung linderte Schmerz- und Leid und zog ihn in den Bann. Er studierte, lernte und wollte verstehen. Er setzte sich mit der Suchtproblematik, insbesondere bei Jugendlichen auseinander und beschloss vor rund zwei Jahren eine Ausbildung, bei der Deutsche Cannabis Akademie unter Leitung der Diplom Psychologin Petra Dahl, zu machen. So wurde Stefan Kruse zum zertifizierten Sachverständigen für Cannabis als Medizin. Die Anforderungen dafür sind streng und er muss das Zertifikat jährlich erneuern.
Gesundheit ist der größte Reichtum.
Deutsches Sprichwort
Was macht ein “Hanffluencer” im Alltag?
Zunächst berät er Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Herausforderungen ganz individuell und begleite diese als Ratgeber. Er hilft bei der Antragsstellung bei den Krankenkassen, berät Ärzte, Apotheken, mit den Sorten, deren Zusammensetzung, teilt Erfahrungen mit der Wirkung und eventuellen Nebenwirkungen, weiß um die Zusammensetzung pharmazeutischer Cannabis-Produkte. Begleitet Patienten bei der Einstellungsphase oder Änderungen der Arten und der Dosierung.
Kruse ist auf dem aktuellen Forschungsstand des Endocannabinoidsystems und unterstützt eine nachvollziehbare, wissenschaftlich fundierte Dokumentation. Zusammengefasst: Er begleitet den Patienten von Beginn an, informiert, unterstützt und dokumentiert auf dem aktuellen Stand der Forschung.
Die Zusammenarbeit mit diversen Institutionen, einem interdisziplinären Team und den im Netzwerk der Sachverständigen für Cannabis-Medikation tätigen Supervisoren und Dozenten sorgt für einen hohen wissenschaftlichen Standard. Die Kompetenz des Sachverständigen für Cannabis-Medikation beruht unter anderem auf dem verpflichtenden Austausch mit anderen Berufsgruppen und einer anonymen Metadokumentation, die jederzeit einsehbar ist.
Wo geht seine Reise mit Cannabis hin?
Stefan Kruse fühlt sich in der Ortenau zwischenzeitlich zu Hause und seine aus Offenburg stammende Partnerin Marina Irslinger ist selbst als Kinder- und Familiencoach tätig (Löwenherzfamilie). Mit Ihr zusammen plant er in unserer Region ein Schulungs- und Informationszentrum zu gründen und damit zum einen Aufklärungsarbeit zu leisten, aber auch konkret Hilfestellung in Familien geben zu können. Dazu gehört die Suchtprävention oder die Beantwortung simpler Fragen von Eltern, wenn etwa ein Kind nach Hause kommt und nach Marihuana riecht.
Er hofft auf eine immer enger werdende Zusammenarbeit mit Medizinern, Apotheken und Pharmaunternehmen. Mit der best CanMED GmbH aus Tuttlingen besteht bereits eine Kooperation. In den Gemeinden, zusammen mit Gemeinderäten der Region, will er gerne, die von der Gesundheitspolitik im Zuge der Cannabis-Legalisierung in Deutschland geplanten Cannabis-Clubs begleiten und beratend zur Seite stehen, um die strengen Qualitätskriterien (Sicherheit, Jugendschutz und Dokumentationspflicht) einzuhalten.
Des Weiteren unterstützen Stefan Kruse und Marina Irslinger das kumu-team – Gewaltprävention und Selbstbehauptung. Er macht Aufklärung und Beratung zum Umgang mit riskantem Konsum.
Wir empfinden Stefan Kruse und sein Wirken als Bereicherung für die Regio Ortenau. Auch wenn das Thema sicher noch einige Jahre kontrovers diskutiert wird, ist es erfreulich, wenn sich seriöse Experten dem Thema annehmen und schlussendlich besagt bereits eine alte Weisheit: “Wer heilt, hat recht!”